Early Television

Vintage Television Sets and Colour Television Sets from the Dawn of Television until Now

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PALcolor 708

1967 - 2007: 40 Jahre PAL Farbfernsehen (Walter Bruch)

Dokumentation: Farbfernseher Telefunken "PALcolor 708 T"

(Verwendetes Einheitschassis in den Geräten von Telefunken, Blaupunkt, Nordmende, Siemens der ersten Generation.)

Baujahr: 1966/1967

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Einheits-Chassis


Frontansicht Chassis Bereits 1954 war das Farbfernsehen in den USA eingefürt worden, zu einem Zeitpunkt, als in Deutschland gerade erst das Schwarzweiß-Fernsehen langsam populär wurde. Theoretisch wäre das Farbfernsehen auch schon in den 1950er Jahren in Deutschland möglich gewesen. Doch weder waren die vermögenden Käufer in ausreichender Zahl vorhanden gewesen noch war das Farbfernsehen im Urteil der deutschen Ingenieure so weit entwickelt, dass eine Einführung bei uns in Frage käme.

Walter Bruch entwickelte in den späten 1950er und frühren 1960er Jahren das amerikanische Farbfernsehen weiter zur deutschen PAL-Farbfernsehnorm, die dann für uns verbuindlich wurde.
Das Farbfernsehen wurde in der Bundesrepublik Deutschland offiziell am 25. August 1967 während der 25. Großen Deutschen Funkausstellung Berlin eingeführt. Der damalige Bundesaußenminister, Willy Brandt, drückte während einer Vormittagssendung auf den "roten Knopf" und färbte damit die Bildschirme der ca. 5000 Farbfernsehgeräte, die sich in den deutschen Wohnzimmern befanden, bunt. Die große Mehrheit der Fernsehempfänger in Größenordnungen von mehreren Millionen blieben damals schwarzweiß - ein Umstand, der für die jüngere Generation, die mit Farbfernsehen groß geworden ist, heute kaum mehr vorstellbar ist. Am gleichen Abend des 25. August zeigte das ZDF seine erste farbige Fernsehshow mit der 25. Ausgabe des "Goldenen Schusses", die ARD folgte am Tag darauf mit dem "Galaabend der Schallplatte" in Farbe, präsentiert von Dietmar Schönherr und Vivi Bach als erster Farb-Eurovisionssendung, die jedoch im Ausland nur in Schwarzweiß empfangen werden konnte.

Bevor das Farbfernsehen in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt wurde, taten sich die Firmen Telefunken, Blaupunkt, Nordmende und Siemens zusammen, um unter der Federführung von Telefunken ein gemeinsames "Einheitschassis" zu entwickeln, das in Hybridtechnik gefertigt wurde (d.h. also sowohl mit Röhren als auch mit Transistoren ausgestattet war) und einen bereits sehr weit fortgeschrittenen Stand der Farbfernsehtechnik verkörperte. Der Telefunken PALcolor 708 gehörte zu den Apparaten der ersten Generation, die ab dem 1. Juli 1967 im Handel erhältlich waren. Während die Eigenentwicklungen von Philipps und Saba mit jeweils 27 bzw. 28 Röhren auf dem Markt erschienen, benötigten die Geräte mit dem Einheitschassis nur noch 14 Röhren und kamen mit einem Zeilentrafo aus, der zugleich auch die Hochspannung für die Versorgung der Bildröhre lieferte. (Die Geräte von Saba, Grundig, Metz, Loewe und Graetz enthielten getrennt einen Zeilen- und einen Hochspannungstrafo mit den jeweiligen Leistungsröhren, die frühen Apparate von Philips eine sogenannte "Pump"schaltung mit zwei Zeilenendröhren an einem Zeilentrafo). Der Telefunken PALcolor 708 war der erste PAL-Farbfernseher von Telefunken, der technisch jedoch auf ein Vorgängermodell mit einer 53-cm. Farbbildröhre basiert, das Telefunken 1965 auf den Markt brachte. Die gesamte Leistungsaufnahme des Apparats ist mit ca. 290 Watt angegeben. Das Gerät besitzt sechs Programmtasten, mit denen sechs verschiedene Fernsehkanäle voreingestellt werden konnten.

PAL-Leitung ZF und Tuner

Das Herzstück des PAL-Farbfernsehsystems ist die PAL-Verzögerungsleitung. Sie befindet sich in diesem Gerät ganz versteckt hinter dem Hochspannungskäfig (siehe Photo links). Links vom Horizontalchassis befindet sich das Vertikalchassis, das den Tuner, die ZF-Stufen und die Tonendstufe enthält (siehe Photo rechts).

Horizontal-Chassis RGB-Farbendstufe

Links das Chassis des PAL Color-Geräts in der Draufsicht (herausgezogen und von oben) mit den RGB-Farbendstufen und der Chromabaustein. Beim RGB-Farbkonzept werden die Farbsignale zusammen mit dem Bildhelligkeitssignal (Y-Signal) zu den jeweiligen Farbauszügen (Rot, Grün, Blau) gemischt und dann in den RGB-Endstufen (drei PCL200) verstärkt und der Farbbildröhre zugeführt. Die Alternative zum RGB-Konzept ist das Farbdifferenzkonzept (siehe Metz Farbfernseher), das sich nicht durchsetzen konnte. Rechts das Typenschild der Bildröhre aus dem zweiten PALcolor: die A63-11X von Telefunken, die erfahrungsgemäß nur eine kurze Haltbarkeit hatte. Diese hier jedoch liegt auf allen drei Strahlsystemen noch im Bereich von 500 Mikroampére, bei Rot sogar bei 620 Mikroampére, was ausgesprochen selten ist. Ihr Bildröhrendesign ist der amerikanischen 25XP22 abgeschaut bis hin zur Lochmaske, die denselben Lochabstand hat, der für 525 Zeilen (NTSC) berechnet wurde, nun aber mit 625 Zeilen oft ein sichtbares Moiré aufweist.

Netzteil Bildröhrenplatine

Die 380-Volt Spannungsstabilisierung des Netzteils (links) mit dem Zeilentzrafo darunter und der Hochspannungsgleichrichtung. Das Netzteil erzeugt die Gleichspannung von 380 Volt durch Spannungsverdoppelung. Zum Netzteil gehört noch eine Hochleistungsröhre, die die Spannung stabilisiert: es ist eine PL 509, die in der oberen Bildhälfte neben der Balasttriode zu sehen ist. Rechts im Bild ist die Bildröre mit den Farbreinheitsmagneten, den Konvergenzeinheiten und der Ablenkeinheit. Als Farbbildröhre wurde in den Geräten der ersten Generation eine A63-11X eingebaut, deren Rotleuchtstoff einen schwachen Wirkungsgrad aufwies. Daher sind von diesem Bildröhrentyp heute nur noch wenige vorhanden, die über ausreichend hohe Strahlströme bei allen drei Systemen verfügen.

PL 508 Konvergenz

Die Vertikalendstufe (links) wurde mit der neuen PL508 ausgestattet, die gegenüber der früher bei den Schwarzweißgeräten verwendeten PCL805 eine höhere Leistung abgab. Ein Teil dieser Leistung wurde für die Versorgung der dynamischen Konvergenzeinheiten mit den entsprechenden Vertikal-Entzerrungsimpulsen benötigt. Rechts die Konvergenzeinstellungsregler. Durch Anklicken des Detailphotos rechts lässt sich die gesamte Konvergenzeinheit anzeigen.

Balasttriode Zeilenendstufe

Die Farbbildröhre benötigt eine Gleichspannung von 25000 Volt bei einer Leistung von ca. 30 Watt bei voll ausgeleuchteter Bildröhre. Um ein Überschreiten des höchstzulässigen Strahlstroms (und eine Überhitzung der Lochmaske) zu vermeiden, wurde der Farbbildröhre eine Balasttriode parallel geschaltet, die links hinter der PL509 (= die Spannungsreglerröhre für das Netzteil) zu erkennen ist. Diese hatte die Aufgabe, die gerade nicht verbrauchte Hochspannung in Wärme umzuwandeln. Rechts die Zeilenendstufe mit PL509 und PY500A. Im Hochspannungskäfig befindet sich der Zeilentrafo und die Hochspannungsgleichrichterröhre GY501. Hier das Gerät von innen in Großaufnahme.

PALcolor 708 Zeilenendstufe

Rechts im Bild: ein weiterer PALcolor 708 als Standgerätausfertigung, der in Nordrheinwestfalen steht. Das Gerät ist technisch noch im besten Zustand. Die Farbbildröhre zeigt keinerlei Verschleißerscheinungen und liefert auch nach 35 Jahren noch ein sauberes, gestochen scharfes Bild. (Ich danke Kai Kampmann für die Zusendung dieses Photos!) Links im Bild: der PALcolor 708 als Tischgerät mit dem Farbvorspann des Deutschen Fernsehens aus dem Jahre 1967 und hier ein weiteres Bildschirmphoto.

Schaltplan

Einheitschassis der Firmen Telefunken, Blaupunkt, Siemens, Nordmende (238 KByte)
Der hier abgebildete Farbfernseher gehörte zu den ersten Farbfernsehgeräten weltweit, die in der Lage waren, ein stabiles Farbbild zu empfangen, das auch bei Störungen und Interferenzen auf dem Übertragungsweg die ursprünglich aufgenommenen Farben behielt.

Röhren

2mal PL 509, PY 500, GY 501, PL 508, PC 92, 3mal PCL 200, PD 500, EF 80, PCL 86, PCF 802, A 63-11 X.

Warnung: Diese Webseite bietet Ihnen einen Einblick in das Innere des Gerätes. Beachten Sie bitte, dass die Entfernung von Rückwänden und Abdeckungen nur dem Fachmann vorbehalten ist. Das gilt besonders, wenn das Gerät eingesteckt ist, in Betrieb ist oder unter elektrischer Spannung steht. Verbrennungen oder gar tödliche Stromschläge können die Folge sein! Aber auch bei Netztrennung besteht die Gefahr, dass bei unsachgemäßer Vorgehensweise bösartige Stromschläge geschehen können. Insbesondere die Bildröhre und die mit ihr verbundenen Baugruppen können noch Stunden oder Tage nach der letzten Inbetriebnahme weit über 10.000 Volt Hochspannung führen. Der Autor lehnt jede Haftung für Verletzungen und Schäden, resultierend aus den hier gegebenen Informationen ab und weist ausdrücklich darauf hin, dass für den Unkundigen vor dem Öffnen von Geräten Fachleute wie Elektriker oder Elektrotechniker befragt werden müssen.

2. PAL-Color Photos: © Eckhard Etzold 1981, 2003, 2005. Hier handelte es sich ursprünglich um eine Dokumentation aufgrund früherer Dias und Photos. Das Gerät ist heute leider nicht mehr vorhanden. Durch einen Stoß wurde es derart erschüttert, dass die Bildröhre einen nicht mehr korrigierbaren groben Farbreinheitsfehler auswies und deshalb damals "entsorgt" wurde.(Nachtrag August 2003: Inzwischen konnte ich ein zweites Gerät besichtigen, das allerdings nicht mehr funktionsfähig ist, und 2005 ein drittes Gerät sogar selbst erhalten und diese Dokumentation so durch neue Photos ergänzen.)

Ich danke Andreas Fremdling für die kritische Durchsicht der Texte.

Links:

TELEFUNKEN PALcolor 708T in Marcels TV-Museum



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Stand: 21. Februar 2007,